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„Künstliche Intelligenz ist ‚the next big thing‘!“

„The Economic Board“ gilt als Antreiber und Innovationsmotor in Lifeport, der Region Nimwegen-Arnheim-Wageningen. In enger Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Bildungssektor und Unternehmen stößt dieser regionale Wirtschaftsrat direkt hinter der deutschen Grenze Aktivitäten und Innovationen zwischen den Sektoren Nahrung, Gesundheit und Energie an. In Zeiten der Pandemie finden Beratungen fast ausschließlich online statt. „Das ersetzt zwar nicht die persönliche Begegnung, hat aber den Vorteil, dass Gespräche effizienter, zielorientierter erfolgen“, erklärt Sigrid Helbig, Geschäftsführerin von „The Economic Board“, im Gespräch mit AHA24x7.com. Ein Manko dabei sei, dass man auf diese Weise fast nur mit Personen spricht, die man bereits kennt, so Helbig. Gerade bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit deutschen Partnern indes sei es wichtig, neue Netzwerke einzubinden. Schon allein, um die Themen der Zukunft wie etwa Digitale Transformation und Künstliche Intelligenz gemeinsam anzugehen.

AHA24x7.com: Frau Helbig, für unser letztes Gespräch vor einem Dreivierteljahr hatten wir eigentlich ein Treffen in Nimwegen vereinbart, dann aber wegen erster Corona-Warnungen beschlossen, unsere Unterredung lieber telefonisch durchzuführen. Inzwischen sind wir um einige Erfahrungen reicher. Wie gestaltet sich Ihre Arbeit unter diesen Bedingungen?

Sigrid Helbig: Für mich persönlich und für unser Team läuft es soweit ganz gut, jede und jeder kann von zu Hause arbeiten, alle sind digital versiert, können mit den verschiedenen Tools umgehen. Wir kommunizieren regelmäßig unter einander und mit unseren Geschäftspartnern, Face-to-Face-Gespräche gibt es leider nicht. Was fehlt, sind die zufälligen Begegnungen, die beiläufigen Gespräche im Büro, auf dem Flur oder beim gemeinsamen Lunch. Wenn Gespräche stattfinden beispielsweise über Zoom oder Teams, sind die eher inhaltlich geprägt. Gespräche dieser Art sind logischerweise eher zielorientiert, zur Sache und präzise getaktet. In dem verabredeten Zeitraum muss man dann alles reinpacken. Immerhin kann man froh sein, dass uns diese Pandemie in der heutigen Zeit erwischt hat und nicht etwa vor 15 Jahren, als die Kommunikation im Vergleich zu heute fast noch wie per Brieftaube oder Rauchzeichen von statten gegangen wäre. Da sind online Meetings, wie die meisten Unternehmen und Organisationen sie jetzt durchführen können, schon echt von Vorteil. Bei der Nutzung bzw. der Bereitschaft zur Nutzung digitaler Kommunikationskanäle stelle ich übrigens nach wie vor immer wieder erhebliche Unterschiede zwischen Deutschland und den Niederlanden fest.

 

„Technische Versiertheit wird in vielen Bereichen der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnen. Das Problem dabei ist, dass es Menschen und damit Mitarbeiter gibt, die schnell schalten, und solche, die das nicht so gut können.“

 

AHA24x7.com: Ist Ihre Organisation unter diesen veränderten Bedingungen denn in der Lage, die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Hochschulen und der Öffentlichen Hand in gewohnter Weise aufrechtzuerhalten?

Sigrid Helbig: Ja, das schaffen wir bislang ganz ordentlich. Es geht zwar auf diese Weise etwas verloren, es wird aber auch etwas hinzugefügt, nämlich das Moment der Effizienz; man ist eindeutig schneller. Wenn man zum Beispiel für eine wichtige Entscheidung erst Leute einberufen und an irgendeinem Ort versammeln muss, ist das weitaus aufwändiger, als wenn man, wie heute üblich geworden, einfach nur einen gemeinsamen Zeitpunkt vereinbart, um sich zu einem online Meeting zu verabreden und das dann auch durchzuführen, egal ob dies während der normalen Geschäftszeit oder auch abends geschieht.

AHA24x7.com: Haben sich die Schwerpunkte verschoben? Welche Bedeutung kommt heute etwa dem Bereich Health zu?

Sigrid Helbig: Da tut sich tatsächlich Einiges, etwa auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. The Economic Board hat beispielsweise im November 2020 dem Unternehmen Thirona einen Award überreichen dürfen für sein Engagement im Bereich Künstlicher Intelligenz. Diese Firma stellt Lungenbilder her, die anschließend mit Hilfe künstlicher Intelligenz analysiert werden können. Thirona hat diese Software im vergangenen Jahr Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt, weil diese Länder nicht immer genügend Ärzte zur Verfügung haben, die diese Bilder analysieren können. In diese Richtung verschiebt sich zurzeit vieles in Atem beraubender Geschwindigkeit. Technische Versiertheit wird in vielen Bereichen der Gesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnen. Das Problem dabei ist, dass es Menschen und damit Mitarbeiter gibt, die schnell schalten, und solche, die das nicht so gut können. Da dürfte in naher Zukunft noch Einiges an Arbeit auf uns zukommen.

AHA24x7.com: Ist die Grenze bedingt durch die nationalen Corona-Restriktionen wieder da oder ist sie ohne Probleme online passierbar?

Sigrid Helbig: Die Grenze war meiner Ansicht nach immer da. Man kann aber solche Barrieren besser überwinden, wenn man einander kennt. Das ist natürlich momentan ein Problem, weil diese schon eben erwähnten zufälligen Begegnungen nicht mehr stattfinden, zumal mit Partnern auf deutscher Seite. Anlässlich solcher persönlicher Begegnungen kann man sein Netzwerk pflegen und erweitern. Bei online Meetings hingegen spricht man fast ausschließlich mit Leuten, die man schon kennt und mit denen man sich zu einer Konferenz verabredet hat. Es entfällt dabei schlicht die Möglichkeit des beiläufigen Gesprächs, wodurch man mit einem bis dahin unbekannten Gesprächspartner gemeinsame Orte oder Bekanntschaften feststellt und wie zufällig auf einen Geschäftspartner auf der anderen Seite der Grenze stößt, mit dem man vielleicht auch gerne in Kontakt käme. Spontane Begegnungen eben, die das Leben und auch die Arbeit spannender machen.

 

„Was unsere Aktivitäten Richtung Deutschland anbelangt, kooperieren wir zum Beispiel in der Frage des Praktika-Austausches nach wie vor mit der Hochschule Rhein-Waal auf deutscher Seite. Darüber hinaus arbeiten wir gerade an einem so genannten „living lab“, einem Laboratorium, das man in Deutschland in dieser Form nicht kennt, weil Deutsche nun mal nicht so gerne experimentieren.“

 

AHA24x7.com: In unserem vorherigen Gespräch erwähnten Sie die Situation von Studierenden aus dem nicht-europäischen Ausland, die Praktika zu absolvieren haben, aber nur eine Aufenthaltsgenehmigung für entweder das eine oder das andere Land haben. Dies müsse sich unbedingt ändern, forderten Sie damals. Steckt dieser Personenkreis nun komplett fest? Oder sind die jungen Leute überhaupt nicht da?

Sigrid Helbig: In dieser Frage sind wir noch keinen Schritt weitergekommen. Wir haben da ein Projekt, das von Brüssel aus geleitet wird. Ein Experte ist in die Region gekommen, hat sich die Sache angeschaut und festgestellt, dass die Auflagen für Studierende aus dem nicht-europäischen Ausland, was mögliche Praktika jenseits der Grenze anbelangt, wohl ein Problem darstellen. Das bedeutet nichts weiter, als dass dieser Umstand jetzt als Problem erkannt wird, was aber nicht heißt, dass wir da kurzfristig auf eine Lösung hoffen dürfen. Bedingt durch die Pandemie schon gar nicht. Wenn diese internationalen Studierenden – und das ist übrigens an niederländischen Hochschulen nicht anders – von außerhalb Europas kommen, könnte das dazu führen, dass die gar nicht mehr herkommen. Die meisten Lehrveranstaltungen werden inzwischen ohnehin online angeboten. Aber das ist ja nicht gerade das, was du dir als junger Mensch als Auslandsstudium vorstellst. Natürlich lassen sich auf dieser Art Kenntnisse vermitteln. Aber auch da wissen wir ja, dass Schüler oder Studierende nicht unbedingt ihre jeweiligen Institutionen aufsuchen, nur um Kenntnisse zu erarbeiten. Da geht’s auch um Begegnungen, um Austausch und Spaß haben, oder?

AHA24x7.com: Wird das Jahr 2021, was Ihre Aktivitäten anbelangt, ein anderes als geplant?

Sigrid Helbig: Zurzeit treibt uns das Thema Künstliche Intelligenz um. Hier haben wir gerade ein Projekt laufen mit „Artificial Interligence for Life“, da bündeln wir in Arnheim, Nimwegen und Wageningen laufende Projekte unter dem Nenner Lifeport. Das betrifft Projekte aus den Sektoren Food, Health und Energy. Geplant ist eine gemeinsame Anlaufstelle, wo mittelständische Unternehmen abfragen können, was sie mit „Artificial Intelligence“ alles machen können. Künstliche Intelligenz ist unserer Ansicht nach the next big thing! Einige Berufe werden sich dadurch über kurz oder lang mit Sicherheit ändern. Was unsere Aktivitäten Richtung Deutschland anbelangt, kooperieren wir zum Beispiel in der Frage des Praktika-Austausches nach wie vor mit der Hochschule Rhein-Waal auf deutscher Seite. Darüber hinaus arbeiten wir gerade an einem so genannten „living lab“, einem Laboratorium, das man in Deutschland in dieser Form nicht kennt, weil Deutsche nun mal nicht so gerne experimentieren. In den Niederlanden ist man da experimentierfreudiger. Im diesem „living lab“ können Unternehmen ausprobieren, welche Strukturen oder Innovationen etwa auf dem Energiesektor künftig möglich sind. Dies wird gerade in Arnheim initiiert, auch die Energieagentur wird hier eingebunden werden. Da mischen Unternehmen wie die auch in der Bundesrepublik aktive Firma Tennet mit oder die renommierte Technische Universität Delft. Wasserstoff ist dabei ein großes Thema, an deren Herstellung und Transport sowohl Deutschland und die Niederlande interessiert sind. An der Kooperation bei dieser Energiewende wird gearbeitet.