Ein Outdoor-Erlebnis der besonderen Art bietet das niederländische Internetportal Campspace. Urlaub mit der Familie mal nicht auf weit entfernten überfüllten Campingplätzen, sondern mitten in der Natur, im Wald, auf der Wiese, in Blockhütten, Baumhäusern und Jurten oder auch im eigenen Zelt oder Wohnmobil gleich um die Ecke. Zu finden sind die einzigartigen Locations inzwischen in einigen Ländern Europas, und die Campspace-Community wächst wie Bambus. Angeboten werden die Plätze von Privatpersonen und Mikro-Campingplätzen, denen durch die Vermittlung keine Kosten entstehen. Ambition des Unternehmens ist es, allen Menschen europaweit Outdoor-Abenteuer innerhalb von 30 Minuten Fahrt und damit eine nachhaltige Alternative zu CO2-intensiven Reisen anzubieten sowie den zwischenmenschlichen Kontakt zu fördern. „Indem wir versteckte Plätze näher an der Heimat erschließen, machen wir den Tourismus nachhaltiger“, erläutert Lena Derenbach, Country Manager Germany bei Campspace, die Mission des Unternehmens. Im Interview mit AHA24x7.com erklärt sie die Firmenphilosophie und schildert, wie Gastgeber und Gäste zusammenfinden und wie Campspace die Menschen auch im großen Nachbarland Deutschland inspirieren möchte, den CO2-Fußabdruck ihrer Urlaubsreise zu minimieren.
AHA24x7.com: Frau Derenbach, Zelturlaub beim Bauern im Wäldchen, das haben wir als Jugendliche bereits Ende der Sechzigerjahre praktiziert. Das war selbstverständlich, wenn man sich nur „benahm“. Wasser und gelegentlich mal eine Suppe vom Hof gehörten dazu. Was ist die neue Qualität Gastfreundschaft bei den Gastgebern der Plattform Campspace?
Lena Derenbach: In den Sechzigerjahren war es wahrscheinlich völlig normal, beim Bauern anzuklopfen und zu fragen, ob man sein Zelt aufschlagen dürfe. Nun, rund 50 Jahre und weltverändernde Entwicklungen wie kommerzielles Internet und Smartphones später werden spontane zwischenmenschliche Kontakte leider immer seltener. Ein Trend, der sich durch die Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen noch einmal intensiviert hat. Campspace-Gastgeber nutzen Campspace.com als digitale Lösung, um aktiv Menschen auf ihr Land einzuladen und die Schönheit dessen mit ihren Gästen zu teilen. Viele unserer Gastgeber sind sehr naturverbunden und oft selber erfahrene Camper. Sie haben Freude daran, anderen Menschen erholsame Tage in der Natur zu ermöglichen und dabei Kontakte zu legen und pflegen.
AHA24x7.com: Urlaub in der freien Natur, ohne die Annehmlichkeiten, die Sicherheit und die Zerstreuungsangebote der etablierten Campingplätze – das sucht heutzutage zweifellos noch eine Minderheit der Zelt- und Wohnmobilfans. Welche Zielgruppe spricht die Plattform an?
Lena Derenbach: Während die Campingindustrie boomt, steigt auch die Nachfrage nach kleinen Naturcampingplätzen. Dabei kristallisiert sich eine neue Generation Reisender heraus, die absolut gewillt ist, auf gewisse Einrichtungen großer etablierter Campingplätze zu verzichten, wenn sie dabei auch den Blick auf das Butterbrot des Zeltnachbarns und die Musik des Animationsprogramms gegen Panoramablick ins Grüne und Vogelzwitschern eintauschen können. Mit „Generation“ beziehe ich mich übrigens nicht auf eine bestimmte Altersgruppe. Im Gegenteil, wir sehen, dass Alleinreisende, Paare, Freundesgruppen und natürlich auch Familien aller Altersgruppen unsere Buchungsplattform nutzen. Was alle teilen, ist die Liebe zur Natur.
AHA24x7.com: Dem Vermieter, der sich bei Campspace als Anbieter meldet, entstehen laut Eigenwerbung keine Vermittlungsgebühren. Wie finanziert sich Campspace?
Lena Derenbach: Gastgeber können unsere Plattform kostenfrei nutzen. Eine Anfang diesen Jahres erfolgreich abgeschlossene Finanzierungsrunde ermöglicht es uns, unsere Buchungsplattform zu optimieren und unsere Reichweite international auszubauen. Auch die Servicegebühren, die Camper bei der Buchung eines Campspaces zahlen, fließen direkt in den Unterhalt und die Optimierung unseres Angebotes.
„Die Niederlande sind unser Heimatmarkt, hier sind wir sowohl bei Naturliebhabern als auch bei Landbesitzern bereits sehr bekannt. Neben Deutschland bauen wir auch in Belgien, Frankreich und Dänemark unser Angebot aktiv aus.“
AHA24x7.com: In welchen Ländern gibt es die Campgrounds, was zeichnet die unterschiedlichen Locations aus, was wünschen sich die Fans am ehesten?
Lena Derenbach: Die Niederlande sind unser Heimatmarkt, hier sind wir sowohl bei Naturliebhabern als auch bei Landbesitzern bereits sehr bekannt. Neben Deutschland bauen wir auch in Belgien, Frankreich und Dänemark unser Angebot aktiv aus. Ein Campspace kann dabei in einem Garten, auf einer Obstwiese oder auf einem Bauernhof liegen. Manche unserer Gastgeber bieten sogar vollausgestattete Glamping-Unterkünfte mit Verpflegung an. Was Fans bei uns suchen und finden, ist der gemeinsame Nenner aller Campspaces: Sie sind mitten im Grünen gelegen und bieten die Möglichkeit, alleine oder mit den Liebsten unvergessliche Tage in der Natur zu verbringen.
AHA24x7.com: Ihr Heimatmarkt sind die Niederlande. Campspace baut zurzeit aber auch in Deutschland sein Angebot aus. Was ist für dieses Segment attraktiv am deutschen Markt?
Lena Derenbach: 2019 waren die Niederlande nach Österreich das beliebteste Ziel für Kurzurlaube bei den Deutschen. Und auch die Niederländer lieben das Sauerland, die Eifel und natürlich auch andere Regionen. Die Reise ins Nachbarland fällt zwar nicht mehr unter „Heimatregion“, ist mit der Bahn oder dem Auto aber dennoch wesentlich umweltfreundlicher als die Flugreise auf die Kanaren. Mit der Ausweitung ins Nachbarland können wir auch für diese Reisen naturnahe Übernachtungsmöglichkeiten ermöglichen.
„Was die Vorlieben der Reisenden angeht, sehen wir zwischen den Niederlanden und Deutschland keine bedeutenden Unterschiede, sodass wir das, was wir in den vergangenen Jahren in den Niederlanden gelernt haben, auch gut in Deutschland anwenden können.“
AHA24x7.com: Wie unterscheidet sich der Markt für diese Art des Urlaubens in Deutschland?
Lena Derenbach: Einer der wichtigsten Faktoren ist sicherlich die Größe des Landes. Deutschland umfasst mehr als acht Mal so viel Fläche wie die Niederlande. Und obwohl auch die Bevölkerungszahl mehr als vier Mal höher ist als die in den Niederlanden, liegt die Bevölkerungsdichte bei etwa der Hälfte. Es gibt also zahlenmäßig viele Deutsche, die Campspace raus in die Natur bringen möchte, und zugleich gibt es auch viel Land, das für Mikro-Camping genutzt werden kann. Was die Vorlieben der Reisenden angeht, sehen wir zwischen den Niederlanden und Deutschland keine bedeutenden Unterschiede, sodass wir das, was wir in den vergangenen Jahren in den Niederlanden gelernt haben, auch gut in Deutschland anwenden können.
AHA24x7.com: Geht Campspace in Deutschland anders vor als in den Niederlanden?
Lena Derenbach: Mit rund 42.000 Quadratkilometer Fläche und einem unglaublich guten Netz an Autobahnen und öffentlichen Verkehrsmitteln kommt für die meisten Niederländer bei der Planung eines Kurzurlaubs anreisetechnisch das gesamte Land in Frage. In Deutschland sieht das schon anders aus. Hinzu kommt, dass wir Menschen dazu inspirieren möchten, in der Nähe ihres Heimatortes zu campen, um so den CO2-Fußabdruck ihrer Reise zu minimieren. In Deutschland denken wir darum viel mehr in Regionen.
AHA24x7.com: Der Slogan lautet: Nachhaltigkeit hat oberste Priorität, Campen nur wenige Kilometer vom eigenen Heim und Herd entfernt. Aber viele Urlauber zieht es dennoch in die Ferne, und Anbieter gibt es europaweit. Wie groß ist im Schnitt der ökologische Fußabdruck diesbezüglich?
Lena Derenbach: Tatsächlich sind 49 Prozent des CO2-Ausstoßes im Tourismus auf den Transport zurückzuführen. Laut Hochrechnungen der Breda University of Applied Sciences wird dieser Anteil sogar auf 80 Prozent steigen, wenn wir unser Reiseverhalten nicht ändern. Mit dem Aufkommen von Billigfluggesellschaften konnte man für zwanzig Euro mit dem Bus in die nächste Stadt fahren oder für ein Wochenende nach Barcelona fliegen. Letztere Möglichkeit haben damals viele genutzt. Inzwischen wird jedoch nicht nur die Klimaerwärmung realer, sondern es wächst auch das Bedürfnis nach Entschleunigung ohne lange Anreise oder das aktuelle Chaos an Europas Flughäfen. Um den ökologischen Fußabdruck der Reiseindustrie signifikant zu verringern, braucht es meiner Meinung nach nicht nur eine Handvoll Menschen, die sich dazu verpflichten, nie wieder in den Flieger zu steigen, sondern viele Reisende aus allen Teilen unserer Gesellschaft, die ein paar ihrer Flugreisen im Jahr durch Campingtrips in der näheren Umgebung ersetzen. Und genau diese wollen wir ihnen gemeinsam mit unseren Gastgebern zugänglich machen.
„Neben dem geringeren CO2-Ausstoß der kürzeren Anreise wendet ein Großteil unsere Gastgeber diverse Nachhaltigkeitsmaßnahmen an, um Ressourcen zu schonen. “
AHA24x7.com: Auf kommerziellen Campingplätzen gibt es Dienstleistungen für Toiletten und Müll. Erfahrungsgemäß nehmen es leider gerade viele Städter nicht so genau mit ihrer Verantwortung in Sachen Entsorgung aller Art von Resten in freier Wildbahn. Wie sind da die Erfahrungen. Appelliert Campspace an die Kundschaft, Rücksicht zu nehmen?
Lena Derenbach: In der Praxis ist es kaum notwendig, hier an unsere Kundschaft zu appellieren. Wir sehen uns als Plattform von Naturliebhabern für Naturliebhaber. Dabei herrscht eine Art Ehrenkodex, wenn es um Grundregeln wie ordnungsgemäße Müllentsorgung geht. Hinzu kommt, dass Gastgeber ihre eigenen Hausregeln und Nachhaltigkeitsmaßnahmen festlegen und diese in ihrem Inserat kommunizieren.
AHA24x7.com: Stichwort Nachhaltigkeit. Der Begriff umfasst ja weit mehr als nur die wenigen zurückgelegten Kilometer bis zur Wiese beim Bauern in der Nähe. Was gehört für Campspace noch zu einem umfassenden Umdenken in Sachen Urlaub in der Natur?
Lena Derenbach: Neben dem geringeren CO2-Ausstoß der kürzeren Anreise wendet ein Großteil unsere Gastgeber diverse Nachhaltigkeitsmaßnahmen an, um Ressourcen zu schonen. Wer bei Kathrin im Geestland campt, kann beispielsweise auf Mülltrennung, Lebensmittel aus eigenem Anbau, Erzeugnisse örtlicher Unternehmen, Sonnenkollektoren, Ökostrom, Solarthermie, ökologische Reinigungsprodukte und Wassersparmaßnahmen zählen. Neben diesen konkreten Maßnahmen spielt für mich auch noch ein zweiter Faktor eine wichtige Rolle: Nachrichten zur Klimaerhitzung, die uns über unseren Flatscreen erreichen, bleiben abstrakt. Wenn wir uns jedoch in der Natur aufhalten und uns auffällt, dass das Feld, auf das wir blicken, bewässert werden muss und weniger Schmetterlinge als früher um uns herumfliegen, wird die Notwendigkeit eines nachhaltigen Lebensstils, auch in Sachen Urlaub, viel realer. Ich glaube fest daran, dass die so entstehende Verbundenheit bewusst oder unbewusst zu einem nachhaltigeren Lebensstil beiträgt.
Infos für Gastgeber und Gäste: Campspace.com