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Planen die Niederlande ein AKW an der deutschen Grenze?

Es klingt widersprüchlich. Während Deutschland sich von der Atomenergie verabschiedet hat, planen die Niederlande den Neubau von Atomkraftwerken. Große sollen in der Provinz Zeeland gebaut werden, kleinere könnten nah an der deutschen Grenze entstehen. Die Pläne stoßen in NRW auf Kritik.

„Small Modular Reactors“ (SMR) ist die Bezeichnung für kleine Atomkraftwerke. Diese „Mini-AKWs“, produzieren knapp ein Drittel des Stroms eines regulären Atomkraftwerks. Im Vergleich enthalten sie weniger nukleares Material als die großen Meiler. Es bräuchte allerdings eine Vielzahl mehr SMRs, um die klassischen AKWs zu ersetzen, wodurch das Risiko wieder steigen könnte.

Zwei große und neue Atomkraftwerke sollen bis 2035 in der Provinz Zeeland entstehen, diese Pläne hat Premierminister Mark Rutte bereits Ende 2022 verkündet. Neben diesen Neubauten setzt sich die sogenannte „Allianz Atomenergie“ für den Bau von SMRs in der Provinz Limburg ein. Die Provinz selbst erklärt in einem Bericht, dass die Allianz „aus einer großen Anzahl von Unternehmen, Regierungen, Regulierungsbehörden, Wissensinstituten und möglichen Geldgebern bestehen und sich insbesondere auf die Kernenergie für die Industrie konzentrieren.“ Klar ist bereits, dass ein Bau eines großen Atomkraftwerks in Limburg nicht möglich ist. SMRs hingegen sind nach einer von der Provinz in Auftrag gegebene Studie vorstellbar.

Grundstein wurde von der Regierung gelegt

Am 26. April wurde im niederländischen Kabinett ein Klimapaket vorgestellt, das die geplanten SMRs finanziell unterstützt. Insgesamt wurden 120 Maßnahmen, die das Klima schützen sollen, vorgestellt. Von den insgesamt 28 Milliarden Euro stehen rund 65 Millionen Euro für den Bau der Small Modular Reactors zur Verfügung.

Möglicher SMR-Standort 30 Kilometer von Aachen entfernt

Ein potentieller Standort könnte der Chemiepark Chemelot in Sittard-Geleen darstellen. Dieser befindet sich rund 30 Kilometer von Aachen entfernt. Auch der Direktor des Chemieparks Chemelot, Loek Radix, unterstützt die Vorhaben der Provinz. Auch weitere SMRs sollen in der Provinz Limburg entstehen und frühestens 2030 funktionsfähig sein. Trotz der Einigkeit zwischen Provinz und Industrie ist der Bau der Atomkraftwerke noch längst nicht beschlossene Sache. Abstimmen müssen am Ende die Bürgerinnen und Bürger in Limburg. Trotzdem gibt sich Lokalpolitiker Maarten van Gans-Gijbels (D66) gegenüber der NRZ optimistisch: „Ich erwarte, dass wir vor dem Ende des Jahres abstimmen werden.“

Kritik von der Regierung in NRW

Diese Nachrichten aus der Niederlande stoßen insbesondere bei der Wirtschafts- und Energieministerin Mona Neubaur (die Grünen) auf Kritik: Der WAZ teilte sie mit, dass sie den Bau neuer Reaktoren ablehne. „Investitionen in erneuerbare Energien sind die Antwort auf die Versäumnisse der Vergangenheit.“ Neubaur betonte, dass die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger an erster Stelle stehe. Die Reaktoren seien zwar deutlich kleiner, dennoch bestünden dieselben gesundheitlichen Risiken.
Aber auch in den Niederlanden wurden noch nicht auf alle Fragen die passenden Antworten gefunden. So sei es noch unklar, wo der Atommüll gelagert werden soll. Im Gespräch sei das Zwischenlager des Atomkraftwerks Borssele in Zeeland, in dem ohnehin seit Jahrzehnten Atommüll gelagert werde. Auch eine multinationale Lösung sei nicht ausgeschlossen.

Noch keine Entscheidung getroffen

Es bleibt also abzuwarten, ob in den kommenden Jahren ein Atomkraftwerk an der deutschen Grenze entsteht. Die Sorgen und kritischen Stimmung der nordrhein-westfälischen Regierung nimmt die Provinz Limburg nicht auf die leichte Schulter: „Wir müssen die Sicherheitsbedenken der Menschen sehr ernst nehmen und werden lediglich einen Beschluss fassen, wenn die Sicherheit gegeben ist“, sagt Maarten van Gaans-Gijbels. Gleichzeitig betont die Provinz Limburg in ihrer Mitteilung: „Die Limburger Industrie steht vor großen Herausforderungen. Die Industrie muss in den kommenden Jahren wichtige Investitionsentscheidungen treffen, um die Energiewende zu begleiten. Die Kernkraftwerke können dazu beitragen, dass die Industrie ausreichend zuverlässige, erschwingliche und saubere Energie für die Energiewende erhält. Die Initiative der Provinz stößt bei der Industrie auf positive Resonanz.“