Die europäischen Grenzregionen sind die Bindeglieder der Europäischen Union. Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu unterstützen, hat die Europäische Union das INTERREG-Förderprogramm ins Leben gerufen. Mit diesem Programm werden Kooperationsprojekte an den europäischen Grenzen finanziell unterstützt. Auch das INTERREG-Projekt S2M, das sich im deutsch-niederländischen Grenzraum mit der Oberflächentechnologie befasst, profitiert von Fördermitteln aus dem INTERREG-Programm und präsentierte sich auf dem Projektmarkt des Netzwerks Oberfläche in Münster. Geschäftsführer Martin Gründkemeyer vom Netzwerk Oberfläche NRW berichtete dem EUREGIO-Lenkungsausschuss, der das Projekt 2015 genehmigt hatte, über die Projektergebnisse. In einem anschließenden Interview mit dem assoziierten Partner Prof. Dr. Gregor Luthe wurden auch konkrete Beispiele genannt, die den Beitrag des INTERREG-Projekts in der Grenzregion aufzeigen.
Mit INTERREG kam Prof. Dr. Gregor Luthe über das Netzwerk Oberfläche NRW, das Innovationsprojekte in der Oberflächentechnologie initiiert, in Kontakt. In diesem Netzwerk diskutieren die beteiligten Unternehmen aktuelle Probleme und Fragestellungen, wobei anschließend auch Projektanträge formuliert werden. Zusammen mit Dr. Hans-Joachim Weintz entstand so die Idee für das Projekt Luftkurholz, bei dem eine Aktivkohle zur Luftreinigung eingesetzt wird. Vor allem in Altbauten wird die Raumluft oftmals durch schädliche Chemikalien belastet. Die Chemikalien können gesundheitliche Probleme verursachen, die zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Leistungsverlust und Schlafstörungen führen.
Luftkurholz schützt den Menschen vor diesen Chemikalien und ist zudem ein nachhaltiges Produkt. Die von Luftkurholz verwendeten Deckenpaneele sind aus natürlichen Materialien gefertigt und haben eine lange Lebensdauer, was sie auch in finanzieller Hinsicht attraktiv macht. Mehrere Schulen in den Niederlanden und Deutschland, wie die Overberg Schule in Gronau/Epe, haben ihre Gebäude bereits nach dieser neuen Methode renoviert, da Giftstoffe in der Raumluft entdeckt wurden. Die Alternative für die Schule wäre ein kompletter Abriss des Gebäudes gewesen. Durch die Verwendung der Aktivkohle war dies nicht notwendig. Das hat nicht nur sehr viel Geld gespart, sondern hatte auch den Vorteil, dass die Historie des Gebäudes weiterleben kann. Ein Abriss hätte auch eine Menge Schutt verursacht, den man ebenfalls hätte entsorgen müssen. Dieses „Abfallproblem“ ist der Schule erspart geblieben.
Neue INTERREG-Ideen bereits in Arbeit
Darüber hinaus arbeitet Prof. Dr. Gregor Luthe im Rahmen des S2M-Projekts mit einem antibakteriellen Lack. Dieser Lack wirkt wie ein elektrischer Stuhl für Bakterien und verhindert, dass sie sich ausbreiten und weiterentwickeln können. In verschiedenen Bereichen, wie beispielsweise dem maritimen Sektor, besteht Bedarf an einem solchen Lack. Der Lack wird auf die Schiffsrümpfe aufgetragen und tötet die Algen, die am Rumpf haften bleiben. Ohne den antibakteriellen Lack würden die Algen einfach weiter wachsen, wodurch das Boot eine enorme Menge an Mehrgewicht tragen müsste und entsprechend mehr Treibstoff benötigen würde. Darüber hinaus hält der Lack sehr lange, weshalb das Boot weniger Beschichtungsmaterial benötigt, das sich als Mikroplastik mit der Zeit im Wasser auflöst. Mit bloßem Auge ist Mikroplastik kaum zu erkennen, landet aber im Trinkwasser oder in den Fischen, die wir abends auf unseren Tellern haben. Die Nachfrage nach diesem Lack war so groß, dass Prof. Dr. Gregor Luthe die Firma ItCoating in Gronau gründen konnte. Das multikulturelle Unternehmen wurde im Februar 2019 eröffnet und beschäftigt bereits acht Mitarbeiter.
Von der Zusammenarbeit zwischen Niederländern und Deutschen ist Prof. Dr. Gregor Luthe sehr begeistert. Das Beste aus zwei Welten komme zusammen. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass die Niederländer weniger auf die perfekte Lösung fokussiert seien als die Deutschen. Der optimistische Pragmatismus der Niederländer und der oft konservative Perfektionismus der Deutschen ergänzten sich perfekt. Prof. Dr. Gregor Luthe zögert nicht einen Moment, wenn er gefragt wird, ob er in Zukunft wieder an einem INTERREG-Projekt teilnehmen möchte. Seine Antwort ist ja. Neue Ideen würden bereits ausgearbeitet und dank der INTERREG-Förderung könne er diese Ideen in die Praxis umsetzen. INTERREG leistet nicht nur einen Beitrag zur deutsch-niederländischen Zusammenarbeit, sondern vor allem auch zu nachhaltigen Grenzregionen.