Fernreisen mit dem Zug von und nach Deutschland in den Sommermonaten sind nur mit Vorabreservierung möglich. Das ist eine Maßnahme, um überfüllten Zügen entgegenzuwirken. Das gaben die Nederlandse Spoorwegen N.V. (NS) gemeinsam mit der Deutschen Bahn (DB) bekannt. Last-Minute-Reisen in das Nachbarland werden somit erschwert. Grund dafür sind die Erfahrungen aus dem Jahr 2022.
Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit wird das Reisen via Zug immer beliebter. In den Sommermonaten gibt es für Reisende aber etwas zu beachten. Genauer gesagt geht es um den Zeitraum vom 17. Juni bis zum 18. August. In dieser Zeit kann man nur mit vorheriger Sitzplatzreservierung mit dem ICE eine Fernreise von und nach Deutschland antreten. Mit dieser Maßnahme reagiert NS auf die große Nachfrage im vergangenen Jahr. Denn im Sommer 2022 führte eine Rekordzahl von Reisenden zu vielen Problemen: Oft waren keine Sitzplätze vorhanden und teilweise wurden Bahnhöfe aufgrund der überfüllten Züge schlicht ausgelassen.
Laut einer Erklärung der staatlichen Eisenbahngesellschaft der Niederlande geht man diesen Weg, um „die verfügbaren Kapazitäten so gerecht wie möglich zu verteilen und den Andrang zu bewältigen, sowohl nach Deutschland als auch nach Belgien.“ Denn auch für die ICs nach Antwerpen und Brüssel gelten verschärfte Regeln, um einer Überbelastung zuvorzukommen. Mit den Maßnahmen möchte NS sicherstellen, „dass alle Reisenden, unabhängig von der Art des Tickets, die gleichen Chancen auf eine bequeme Reise haben.“ Heike Luiten, Direktorin von NS International erklärte gegenüber Fahrgastverbänden, dass diese Maßnahmen zur Sitzplatzverfügbarkeit, zum Komfort und zur (sozialen) Sicherheit beiträgt.“
Die Sitzplatzreservierung ist kostenlos
Bei den ICE-Fahrten von und nach Deutschland handelt es sich um eine obligatorische Sitzplatzreservierung. Bereits seit dem 14. April buchen Reisende für ICEs für den Sommerzeitraum den Sitzplatz automatisch und kostenlos dazu. Reisende, die vor dem Stichtag im April gebucht haben, werden darüber informiert, wie sie die zusätzliche Sitzplatzreservierung kostenlos erhalten. Auch gebuchte Interrail/Eurail-Pässe sind mit Sitzplatzbuchung im Sommer weiterhin gültig.
Verbände kritisieren die Maßnahmen
Verbraucherorganisationen und Verbände sind von den vorgestellten Maßnahmen enttäuscht. Der Touristenverband ANWB, der Fietserbond, die Seniorenorganisation KBO/PCOB sowie der Reiseverband Rover kritisieren die Nederlandse Spoorwegen und entgegen, „dass die NS sich hauptsächlich darauf zu konzentrieren scheint, vor der Zugnutzung abzuschrecken.“
Auch Gründer und Chefredakteur der Website treinreizinger.nl, Hildebrand van Kuijeren bezieht Stellung und kritisiert: „Das Kabinett und die Europäische Union wollen wirklich, dass die Bahn auf kürzeren Strecken mit dem Flugzeug konkurriert. Die Maßnahmen der NS stehen dem diametral entgegen und machen den Zug tatsächlich weniger attraktiv.“
Reiseverband Rover indes hofft, dass die NS zukünftig mehr und längere Züge auf internationalen Strecken einsetzen wird. Auch dazu bezieht NS in ihrer Mitteilung Stellung: Ab 2024 werden die neuen ICE 3neo-Züge auf der Strecke nach Frankfurt eingesetzt.
Tipp: Mit dem 49-Euro-Ticket in die Niederlande reisen
Auch mit dem 49-Euro-Ticket, dem sogenannten „DeutschlandTicket“, lassen sich niederländische Städte kurz hinter der Grenze erreichen. Städte wie Arnhem, Kerkrade, Nijmegen oder Venlo bieten gute Verbindungen in den Rest des Landes. Vorteil für spontane Urlauber: Von dort aus lässt sich sogar der Nah- und Regionalverkehr nutzen, in dem die Reservierungspflicht nicht gilt!