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„Wir wollen das Tor in die niederländische Grenzregion sein“

Der Industriepark „Kleefse Waard“ am Stadtrand von Arnheim gilt in den Niederlanden als Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Wirtschaften. Auf dem ehemaligen Werksgelände des Chemiekonzerns AkzoNobel treffen alte Industriekultur und zukunftsträchtiges Gewerbe auf einander.  Firmen aus den Branchen Energietechnologie, CleanTech, Produktdesign, Wasserstofftechnologie u.v.m. haben sich hier niedergelassen. Damit bilden sie einen attraktiven Wirtschaftsstandort in der Region Arnheim-Nimwegen und entfalten ihre Strahlkraft auch ins benachbarte Ruhrgebiet. Wie Arnheim auf eine grüne Zukunft setzt und damit zugleich für eine Industrieregion wie Duisburg interessant ist, erläutert im Interview mit AHA24x7.com Dr. Rasmus C. Beck. Der Geschäftsführer Duisburg Business & Innovation GmbH war im Mai dieses Jahres mit einer Wirtschaftsdelegation vor Ort, um sich ein Bild davon zu machen, was Duisburg bei der klimafreundlichen Transformation der Industrieproduktion vom „Wasserstoff-Campus“ Arnheim lernen kann.

 

AHA24x7com: Herr Beck, auf dem Betriebsgelände Kleefse Waard am Stadtrand von Arnheim treffen alte Industriekultur und Hi-Tech-Gewerbe auf einander. Das ehemalige Werksgelände des Chemiekonzerns AkzoNobel gilt inzwischen (nicht nur) in den Niederlanden als Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Wirtschaften. Duisburg Business & Innovation war im Mai mit einer Wirtschaftsdelegation vor Ort. Was macht diesen Ort für den Standort Duisburg interessant?

Rasmus C. Beck: So schwer die chemische Industrie und ihre backsteinerne Historie ist, so leicht kommt einem dennoch das Leben dort vor, etwa auf den Außenterrassen der Cafés inmitten von Grün. Es ist inspirierend, wenn eine technologisch spezialisierte Umnutzung auf Wasser so erfolgreich stattfindet. Als Standort ist sicherlich auch die Entfernung von Vorteil: Duisburg ist Europas größter Stahlstandort und wir stellen die Produktion auf Wasserstoff um. Der Industriepark Kleefse Waard ist ein beeindruckender Wasserstoff-Campus. Wir wollen das Tor in die niederländische Grenzregion mit ihren einzigartigen Kompetenzen sein.

AHA24x7com: Duisburg hat ja selbst in jüngster Vergangenheit einen nicht unerheblichen Strukturwandel erlebt. Wie haben Sie die Wiederbelebung des Areals Kleefse Waard erlebt?

Rasmus C. Beck: Duisburg ist eine Stadt des Wandels und repräsentiert in gewisser Weise das ganze Ruhrgebiet. Wir sind ein grüner Industriestandort. Die Zeitenwende des Klimawandels und der Rohstoffknappheit birgt große Herausforderungen. Die Transformation zur weitgehend CO2-neutralen Industrie muss funktionieren, dabei schaut wieder einmal ganz Deutschland auf uns – wenn es hier in Duisburg geht, dann geht es überall. Deswegen ist der Blick über die Grenze so reizvoll. Letztlich lernen wir vom Tüfteln in den Technologieparks, dass aus den Niederlanden gute Lösungen hierzu entwickelt und schneller umgesetzt werden.

 

„Der Besuch in Arnheim hat gezeigt, dass man hier Dinge in hoher Geschwindigkeit einfach ausprobiert. Wasser in die Innenstädte, Provisorien für Elektromobilität nutzen und die Umnutzung von Gewerbeflächen wie in Kleefse Waard schnell vorantreiben, da können wir noch etwas abschauen!“

 

AHA24x7com: Was das Thema Energietechnologie anbelangt, sehen sich Industriestandorte wie Duisburg oder NRW mit großen Herausforderungen konfrontiert. Was spricht dafür, die deutsch-niederländische Partnerschaft diesbezüglich strategisch auszubauen?

Rasmus C. Beck: Duisburg und Gelderland sind eng verbunden – räumlich, wirtschaftlich und vor allem in den Zukunftsperspektiven! Die Innovations- und Tatkraft unserer niederländischen Nachbarn ist beeindruckend. Dass die 500 Jahre alte Eusebiuskirche mit grünem Wasserstoff gewärmt wird, zeigt die Innovationsfreude in Gelderland. Der Verzicht auf fossile Energie für Gebäude ist vorbildlich. Neben dem Wasserstoff sind auch Kreislaufwirtschaft und Energieeffizienz wichtige Kooperationsfelder. Barrieren gibt es weder inhaltlich noch kulturell, dafür den Faktor der räumlichen Nähe und des Vertrauens. Wir wollen unsere Partnerschaft weiter ausbauen, die Einladung zum Gegenbesuch steht bereits.

AHA24x7com: Auf dem Gelände des Industrieparks Kleefse Waard wird in Zeiten von Rohstoffverknappung und Klimawandel das Thema Nachhaltigkeit großgeschrieben. Wasserstoff als Zukunftstechnologie drängt zunehmend auf die Tagesordnung. Was hat die Wirtschaftsdelegation an Erkenntnissen aus der „Wasserstoffstadt“ Arnheim mitgenommen?

Rasmus C. Beck: Unser gemeinsames Thema ist die klimafreundliche Transformation. Der Besuch in Arnheim hat gezeigt, dass man hier Dinge in hoher Geschwindigkeit einfach ausprobiert. Wasser in die Innenstädte, Provisorien für Elektromobilität nutzen und die Umnutzung von Gewerbeflächen wie in Kleefse Waard schnell vorantreiben, da können wir noch etwas abschauen!

AHA24x7com: Duisburg und das Ruhrgebiet setzen, wie es heißt, bei ihren Planungen auf die Zukunftstechnologie, wollen mittel- bis langfristig ihre gesamte Industrie auf den Energieträger Wasserstoff umstellen. Welche Rolle spielt Europas größter Binnenhafen in diesem Gedankenspiel?

Rasmus C. Beck: Beim Thema grüner Stahl kann Duisburg zum Vorbild werden. Ohne Stahl ist die Industrieproduktion nicht denkbar. In Duisburg wird sich entscheiden, ob die grüne Transformation hier gelingt. Dabei spielt natürlich der Duisburger Hafen als Europas größter Binnenhafen eine Hauptrolle. Deshalb sind auch Themen wie Sustainable Shipping, unter logistischen wie wissenschaftlichen Aspekten, sehr spannend für unseren Austausch.