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„Wirtschaftliche und kulturelle Kraft liegt in den Regionen“

Der frühere Präsident des EU-Parlaments Martin Schulz besuchte auf Einladung des stellvertretenden EDR-Vorsitzenden Matthias Groote die nördliche Grenzregion.

„Wir diskutieren in Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel bei der Rüstung. Wir sind aber nicht in der Lage, ein Prozent für die Europäische Union aufzubringen. Das ist gaga.“ Martin Schulz (SPD) redete auch beim Besuch in der nördlichen Grenzregion nicht um den heißen Brei. Der ehemalige Präsident des EU-Parlaments (2012 bis 2017) zeigte sich als leidenschaftlicher Europäer, der ein deutliches Plädoyer für die europäische Einheit und die EU hielt. „Dabei spielen die Grenzregionen eine wichtige Rolle“, betonte der 64-Jährige. „Denn hier erfahren die Menschen und leben es vor, dass wir ein Europa ohne Grenzen brauchen. Die Rufe nach geschlossenen Grenzen kommen eher aus Regionen, die keine Grenzlage haben.“ Passend dazu zeigte sich Schulz begeistert von den zahlreichen Initiativen im Gebiet der Ems Dollart Region (EDR). So zeigte Michiel Malewicz von der EDR beim Besuch im Leeraner Unternehmen „Orgadata“ auf, dass in der nördlichen Grenzregion die Strukturen für einen grenzenlosen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt geschaffen werden. Das geschieht durch das INTERREG-Projekt „Arbeitsmarkt Nord“, das von der EDR federführend organisiert wird.

V.l.: Matthias Groote (Leeraner Landrat und stv. EDR-Vorsitzender), Ilona Heijen (EDR-INTERREG-Geschäftsführerin), Karel Groen (EDR-Geschäftsführer), Martin Schulz und Bernd Hilbrands (Orgadata / Software-Netzwerk Leer e.V.). Foto: Ems Dollart Region

Schulz setzt sich für INTERREG ein

EDR-INTERREG-Geschäftsführerin Ilona Heijen betonte, dass der Erfolg der grenzübergreifenden Zusammenarbeit auch der regionalen Ausrichtung des INTERREG-Förderprogramms zu verdanken sei. „Daher müssen die regionsspezifischen Schwerpunkte auch künftig Berücksichtigung finden“, so Heijen im Hinblick auf eine neue Förderperiode im INTERREG-Programm. Doch auch die thematische Vielfalt müsse gewährleistet sein. „INTERREG darf nicht ausschließlich ein Förderprogramm für technologische Innovationen werden, sondern muss ein Kooperationsprogramm im eigentlichen Sinne bleiben.“ Schulz bestätigte die Wichtigkeit europäischer Förderprogramme für die Grenzregionen: „Wirtschaftliche und kulturelle Kraft liegt in den Regionen. Deshalb müssen wir die Regionen stärken.“ Als Bürgermeister von Würselen war Schulz Vorsitzender des INTERREG-Ausschusses und sammelte selbst Erfahrungen mit dem Förderprogramm. „Ich weiß, dass es blöde Menschen gibt, die INTERREG abschaffen wollen. Aber denen muss man sich konsequent in den Weg stellen“, so Schulz deutlich.

Wie auch die regionale Wirtschaft von europäischer Integration profitiert, stellte Orgadata-Vorstandschef Bernd Hillbrands dar. Er stellte das Software-Netzwerk Leer vor, dass im Rahmen des Projektes „Grenzenlo(o)s Talent“ auf grenzübergreifende Zusammenarbeit setzt, um IT-Talente zu finden und somit Fachkräfte in der Region zu binden. Vor Ort war mit Friso Postma auch ein niederländischer Praktikant, der bei Orgadata beschäftigt ist.