„In der Zusammenarbeit liegt die Zukunft“

„In der Zusammenarbeit liegt die Zukunft“
Günter Gülker, Geschäftsführer der DNHK

Tage im Homeoffice waren bei der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK) auch vor der Pandemie schon Normalität. Das wird in der „Zeit danach“ sicher noch selbstverständlicher werden, auch wenn Online-Formate das direkte Gespräch mit Kollegen und Kunden nur teilweise ersetzen können, betont Günter Gülker im Gespräch mit AHA24x7.com. Der DNHK-Geschäftsführer ist zuversichtlich, dass der Lockdown und die vielschichtigen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen in beiden Ländern die Grundlage sind für eine zügige Wiederbelebung der Wirtschaft und somit der traditionsreichen Wirtschaftspartnerschaft zwischen Deutschland und den Niederlanden. 

AHA24x7.com: Herr Gülker, bedeutete die Arbeit von zu Hause aus für Sie und Ihr Team eine große Umstellung?

Günter Gülker: Nun, wir haben bei der DHNK schon früh auf digitale Lösungen gesetzt – mit Blick auf die Corona-Krise ein großer Vorteil. Vom Büro an den Küchentisch. Natürlich war das dennoch eine Umstellung. Aber innerhalb von ein paar Tagen waren digitale Treffen die neue Realität, und wir sind stolz, dass der Kontakt mit Kunden, Mitgliedern und Kollegen auch vom Homeoffice genauso reibungslos läuft wie vom Büro aus. Inzwischen kehren die ersten Mitarbeiter tageweise nach Den Haag zurück. Darauf, sich wieder persönlich mit den Kollegen auszutauschen, ohne jedes Mal nach dem Headset greifen zu müssen, freuen wir uns sehr. Aber natürlich wird der Büroalltag auf 1,5 Meter Abstand noch einige Zeit völlig anders sein.

AHA24x7.com: Ist denn die Arbeit im Homeoffice genauso effizient wie im Büro?

Günter Gülker: Das hängt nicht zuletzt vom Aufgabengebiet und der Persönlichkeit der Kolleginnen und Kollegen ab. Zum Teil arbeitet es sich im Homeoffice sogar effektiver und fokussierter. Aber fast alle vermissen nach mehreren Wochen zu Hause nicht nur den guten Bürostuhl, sondern auch den Raum für gemeinsames Sparren und kurze Abstimmungsprozesse innerhalb des eigenen Teams und den Abteilungen. Der Mix macht’s.

Dasselbe gilt für unsere Veranstaltungsformate: Durch die Krise sind viele innovative Ideen entstanden. Wir setzen vermehrt auf Webinare, Online-Treffen, Workshops und haben sogar schon eine digitale Geschäftsreise samt Match-Making durchgeführt. Physische Treffen, das direkte Gespräch, können diese Formate aber nur teilweise ersetzen. Für unsere Arbeit als Handelskammer ist der persönliche Kontakt ein entscheidendes Element. Denn die DHNK fördert neben dem grenzüberschreitenden Handel auch das deutsch-niederländische Unternehmernetzwerk und damit den direkten Austausch – umso schöner, dass wir uns voraussichtlich ab September wieder persönlich begegnen können.

 

„Allerdings gelten einige Hilfen noch nicht grenzüberschreitend – Stichwort: Kurzarbeitergeld beziehungsweise Lohnzuschüsse für Unternehmen ohne Niederlassung im Nachbarland. Dies betrifft vor allem kleine und mittelständische Firmen, das Rückgrat unserer beiden Volkswirtschaften. Unser Ziel ist es daher, in Abstimmung mit den entsprechenden Behörden Wettbewerbsnachteile umgehend auszuräumen.“

 

AHA24x7.com: Hat das Modell Homeoffice also eine Zukunft in der „neuen Normalität“ nach der Corona-Krise?

Günter Gülker: Wie gesagt, Tage im Homeoffice waren bei der DNHK auch vor der Krise bereits Normalität. Jetzt, nachdem wir alle gesehen haben, wie gut das funktionieren kann, wird dies sicher noch selbstverständlicher werden.

AHA24x7.com: Das niederländisch-deutsche Handelsvolumen ist in den vergangenen Jahren bekanntlich stetig angewachsen, im Moment zeichnet sich Corona-bedingt offenbar eine Stagnation ab. Erwartet die DNHK eine zügige Wiederbelebung im zweiten Halbjahr 2020?

Günter Gülker: Es war uns ein wichtiges Anliegen, dass die Grenzen zwischen unseren beiden Ländern offen bleiben; für die Aufrechterhaltung der Warenströme und die Versorgung der Bevölkerung ist dies entscheidend. Aber natürlich hat die Pandemie bereits spürbare Auswirkungen auf unsere traditionsreiche Wirtschaftspartnerschaft, da viele Unternehmen von internationalen Handelsketten abhängig sind, die wegen Grenzschließungen oder Betriebsstillstand teilweise zum Erliegen kamen. In diesem Zusammenhang sind die Liquiditätshilfen, die sowohl die deutsche als auch die niederländische Regierung aufgelegt haben, sehr wichtig. Unternehmer beidseits der Grenze werten sie als zufriedenstellend. Allerdings gelten einige Hilfen noch nicht grenzüberschreitend – Stichwort: Kurzarbeitergeld beziehungsweise Lohnzuschüsse für Unternehmen ohne Niederlassung im Nachbarland. Dies betrifft vor allem kleine und mittelständische Firmen, das Rückgrat unserer beiden Volkswirtschaften. Unser Ziel ist es daher, in Abstimmung mit den entsprechenden Behörden Wettbewerbsnachteile umgehend auszuräumen.

Dennoch sind wir zuversichtlich: Durch den intelligenten Lockdown und die vielschichtigen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen sind die Grundlagen für eine zügige Wiederbelebung der Wirtschaft gelegt. Aber wir müssen abwarten, wie sich die Pandemie nach den ersten Lockerungen entwickelt. Wenn eines in den vergangenen Wochen deutlich geworden ist, dann dieses: In der Zusammenarbeit liegt die Zukunft. Und genau hier können unsere beiden Länder aus dem Vollem schöpfen.

 

„Videokonferenzen werden sicherlich viel öfter Standard werden. Die persönliche Begegnung werden sie aber nicht durchgehend ersetzen können.“

 

AHA24x7.com: Wird der Geschäftsreiseverkehr in Zukunft womöglich abgelöst durch Videokonferenzen?

Günter Gülker: Corona wird uns noch lange begleiten und der Schutz der Mitarbeiter hat für Unternehmen oberste Priorität. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Monaten nicht nur die Kosten, sondern auch der Faktor Gesundheit bei der Entscheidung über Geschäftsreisen eine Rolle spielen werden. Videokonferenzen werden sicherlich viel öfter Standard werden. Die persönliche Begegnung werden sie aber nicht durchgehend ersetzen können.

AHA24x7.com Der „Duitslanddag“ wurde mit Beginn der Pandemie sofort auf einen späteren Termin verschoben. Wie sind die Erwartungen diesbezüglich, also hinsichtlich Teilnehmerzahl, Vorsichtsmaßnahmen etc.?

Günter Gülker: Der „Duitslanddag“ wurde Anfang März auf den 14. September verschoben. Als die Entscheidung getroffen wurde, war noch nicht absehbar, wie sich die Pandemie entwickelt. Inzwischen sind wir mitten in der Planung, um das Event auch in der „neuen Normalität“ zum Erfolg für alle Teilnehmer zu machen. Natürlich werden alle Hygienevorschriften berücksichtigt, denken Sie dabei an Laufrouten, Ticket-Selfscan-Systeme, Desinfektionsspender und Time-Slots für die Besucher. Das Konzept haben wir daher angepasst: Es wird eine hybride Veranstaltung. Neben dem physischen Programm in der Fabrique in Utrecht gibt es auch ein virtuelles Programm. Da durch die Sicherheitsvorkehrungen weniger Besucher pro Raum zugelassen sind, werden die Workshops und Infosessions auch per Livestream übertragen. So können wir alle Unternehmer mit wertvollen Inhalten erreichen, die den ersten Schritt über die Grenze wagen wollen oder ihr Business in Deutschland noch erfolgreicher machen möchten.

Vielen Dank für das Gespräch!

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